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Ein Sommerabend am Stichkanal

Der Yachthafen am Stichkanal
Der Yachthafen am Stichkanal

Es ist Samstag. Das Thermometer zeigt 29 Grad. Den ganzen Morgen sind wir im Landkreis herumgefahren und haben uns Camper angesehen. Je mehr wir uns ansehen, desto konkreter wird unsere Vorstellung, was es werden soll. Nicht so ein High End-Modell mit Smart-Garage (auch schön, passt aber nicht ins Budget), eher was für Einsteiger, wir sind ja noch neu in der Branche.

 

Die Räder lagen derweil im Kofferraum, es hatte sich jedoch keine sinnvolle Möglichkeit ergeben, zwischendurch ein paar Kilometer zu fahren.

 

Inzwischen ist es 16.30 Uhr und Hermann guckt mich streng an. „Wir wollten IMMER fahren, hast Du das vergessen?“  Ich räkele mich auf dem Liegestuhl und bin faul. Er guckt nochmal streng und grinst. „Ok, dann aber jetzt gleich! Ein Stündchen!“

 

Wir packen die Fotoausrüstung und eine Flasche Wasser ein und fahren Richtung Stichkanal, der durch Osnabrück verläuft und sich ein paar Kilometer weiter mit dem Mittellandkanal verbindet. Wir parken in der Nähe der "Alten Eversburg", von dort aus sind es nur noch ein paar hundert Meter bis zum Rad- und Fußweg, der rechts- und linksseitig des Kanals entlangläuft. 

 

Ein wunderschöner Sommerabend, der Kanal liegt träge da in einem dunklen Blaugrün, Bäume werfen ihre Schatten darauf. Am Ufer steht das, was wir im Garten als Unkraut ausreißen würden, riesengroß und wunderschön in voller Blüte. Disteln, Jakobskreuzkraut, Wiesenschaumkraut, Spitzwegerich und Schilfrohr säumen unseren Weg. 

 

Vereinzelt sitzen kleine Gruppen von Menschen, die den Nachmittag bei einem mitgebrachten Drink verbringen, andere genießen den Abend mit einem Buch im Gras.

 

„Petri Heil!“, grüßt Hermann zwei Angler, die ihre Angeln ausgelegt haben. „Was fangt Ihr?“ - „Brassen und Neunaugen!“ erwidert der eine. „Noch haben wir aber nichts gefangen, vielleicht später!“ 

 

Petri Dank, bald passieren wir die Schleuse bei Pye und radeln weiter Richtung Bramsche. Mit der tiefer stehenden Sonne intensivieren sich die Farben, als wir den kleinen Yachthafen an der Hollager Straße erreichen. Ein alter Gedenkstein vor der Brücke weckt unsere Aufmerksamkeit. „Dankbarkeit“, steht darauf. Und „Liebe“. Wer den wohl gesetzt hat?

 

Die Fauna scheint hier in Ordnung zu sein. Die schwarzen Krähen, die überall rechts und links des Weges zuhause sind, erinnern an den alten Kinderreim: „Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben ...“.  Aber auch Spatzen, Drosseln und Bachstelzen hüpfen vor und hinter uns über den Schotterweg.

 

Wir fahren noch ein Stück, dann kehren wir um. Inzwischen sind ein paar Menschen dazugekommen. Eine Gruppe junger Leute stopft ihre Shishas, bei anderen sehen wir das billige Dosenbier, das hier am Kanal getrunken wird, seit es Dosen gibt.

 

Das Wasser wirkt jetzt schwarzgrün und geheimnisvoll, das Grün der Pflanzen satt und dunkel und ein leichter Abendwind lässt die Bäume rascheln. 

 

Wir kehren zurück zum Auto. Unter unseren Reifen knirscht leise der Kies.

 

Glücksfaktor: Schon ziemlich gut!

 

Fazit: Einfach nur so radeln in der warmen Abendsonne macht auch glücklich!

 

 

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