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Twentse Jenever und köstliche Buttercremetorte in Ootmarsum/NL

Wenn alle am 1. Mai zu Fuß losziehen und die Straßen mit Bollerwagen unsicher machen, überlegen wir uns, wo wir ein ruhiges Plätzchen mit Gemütlichkeit und Kultur finden. Wieder zieht es uns nach Ootmarsum kurz hinter der holländischen Grenze. Der Campingplatz "Bij de Bronnen" etwas außerhalb von Ootmarsum war im März unser allererstes Ziel mit dem Wohnmobil. Ein Wochenende mit Sturm und Regen, wir noch unsicher mit dem großem Wagen und seinen vielen Funktionen. Wie anders ist es doch heute! Inzwischen manövrieren wir sicher zwischen Bäumen, Sträuchern und anderen Campern hindurch und beziehen in Ruhe unseren Platz. Die Handgriffe sitzen und jeder kennt seine Aufgaben. Was für ein Luxus, unser Stellplatz hat sogar eine eigene Toilette und Frischwasser!

 

Wir sind überrascht von den vielen Mobilheimen, die sich - ursprünglich beweglich - wie kleine Ferienhäuschen mit Veranden und Vorgärten im Laufe der Jahre immobil gemacht haben und viel Eigeninitiative ihrer Besitzer widerspiegeln. 

 

Der Campingplatz liegt zwischen Schaf- und Pferdeweiden an einem großen Naturschutzgebiet, das wir erkunden wollen. Aber erst möchten wir in die Stadt. Das Dorf ist nicht groß, aber es gibt immer noch vieles, das wir noch nicht ausprobiert haben.

 

Wir fahren mit den Rädern die 3 km ins Dorf. Nach einem ausgiebigen Lunch mit den obligatorischen Bitterballen und Vlaamse Frieten mit Senf und Mayonnaise statten wir der Stokerij Sculte einen  Besuch ab. (Achtung, könnte Spuren von Werbung enthalten!) Die Spezialität sind hausgebrannte Feingeiste wie verschiedene Genever, Gin, Brandy und Whisky. Früher beheimateten die Räume das ehemalige Kloster Maria Ad Fontes, heute brennen hier Gerard Velthuis und seine Tochter Evelien ganz besondere Tropfen. Wir verkosten den hauseigenen Genever und den Apfelbrand, der wahlweise mit Löwenzahn oder Brennessel verfeinert ist. Den Whisky und den Gin sparen wir uns für das nächste Mal auf. Gerard Velthuis erklärt uns, dass die Zutaten für seine Brände ausschließlich aus den Niederlanden kommen, was inzwischen eine Seltenheit ist. Große Brennereien beziehen Ingredienzien wie Maische aus dem Ausland, so dass die holländische Spezialität Genever lediglich in Holland zusammengemixt, aber nicht mehr zu 100% hergestellt wird.

 

Nicht so bei Gerard. Die Flasche, die wir mitnehmen, enthält 100% niederländische Qualität und der glasklare Brand entwickelt eine langsame, wacholdrige Geschmacksexplosion am hinteren Gaumen! (https://stokerijsculte.nl)

 

Zum Neutralisieren fehlt jetzt ein guter Kaffee. Am Kirchplatz liegt das kleine Café "De Gouden Kruimel". Der goldene Krümel, was für ein großartiger Name für dies kleine, feine, besondere Café! Mit viel Liebe hausgebackene Torten, Pralinen, Schokolade, Plätzchen, eingerahmt von Antiquitäten und Sammlerstücken, auf denen man sitzt und die Gabel durch die Buttercremetorte gleiten lässt! Hier lassen sich Groß und Klein und Alt und Jung nieder, man genießt den Cappuccino mit dickem Milchschaum, braunem Zucker und einem "Gruß des Hauses" - einem Löffel Karamellcreme mit Krokant überzogen!

 

Wir sind zwar noch satt, aber Hermann kann an der Schokomoussetorte mit Eierlikör-Buttercremehaube nicht vorbeigehen. Ich darf mal pieksen, das Zeug schmeckt göttlich! Wir kommen wieder!

 

Wir relaxen ein bisschen in der Frühlingssonne vor dem Wohnmobil, dann zieht es uns ins Naturschutzgebiet. Holland ist übrigens nicht ganz flach, auch wenn man die Steigungen nicht so sieht, sind sie da. Spätestens mit dem Klapprad merkt man das. Durch das gesamte Gebiet ziehen sich Radwege, die meistens von den Feldwegen noch baulich getrennt sind. Viele kleine Wege, teils durch Wiesen, teils durch den Wald. Holland hat ein durchdachtes Radwegenetz, das durch "Fietsknoppunte" markiert ist. Jede Teilstrecke führt zu einem nummerierten Knotenpunkt, und diese Nummern sind gut verständlich ausgeschildert. So hangeln wir uns von Fietsknoppunt zu Fietsknoppunt. Wir fahren eine große Runde und lassen den Abend mit einem guten Baguette und holländischen Spezialitäten ausklingen. Ein kleiner Genever zum Schluss darf natürlich nicht fehlen!

 

Übrigens gibt es in Ootmarsum auch eine Brauerei, aber darüber berichten wir Euch beim nächsten Mal.

 

Inmitten von Dauercampern in festen Mobilheimen, ein paar Durchreisecampern wie uns, Elstern, Tauben, Amseln, Spatzen und Eichhörnchen senkt sich eine stille, schwarze Nacht über uns, die zusammen mit viel frischer Luft und Bewegung dafür sorgt, dass auch bei uns um zehn das Licht aus ist.

 

 

 

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